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ten Theoderichs, die weitere Ausbreitung dieser Irrlehre,
vorzüglich in dem westlichen Europa, die allgemeinste
Haupterscheinung in dem Zustande unserer christlichen
Kirche. König Theoderich nun, dem als Arianer, bei
aller fürstlichen Güte und Weisheit doch das Höchste und
Beste in der christlichen Lehre verschlossen blieb, meinte
es gewiß recht gut, wenn er nicht nur seine Untertha-
nen in Italien zu einer gegenseitigen milden Glaudens-
duldung zu bringen, sondern diese Duldung auch in den
übrigen Landern der christlichen Kirche zu verbreiten
suchte. Und gerade, als er in seinen letzten Lebensjahren
am meisten mit diesem Gedanken umging, da that der
Kaiser von Byzanz, Anastasius, der Nachfolger des Zeno,
das Gegentheil. Weil er selbst vor seiner Thronbestei-
gung ein Arianep gewesen war, so wollte er sich dadurch
vor seinen Unterthanen als einen eifrigen Katholiken
zeigen, daß er die Arianer in seinem Reiche durch harte
Gesetze verfolgen ließ. Weil nun König Theoderich, bei
seiner Liebe zur Duldung, sich auch seiner Glaubensge-
nossen im fremden Reiche annehmen wollte, so schickte
er mit königlichem Vertrauen den Bischof Johannes,
der doch gewiß eifrig katholisch war, mit noch einigen,
als eine Gesandtschaft nach Constantinopel an Anasta-
sius, um in seinem Nahmen Schonung für die dortigen
Arianer zu erbitten. Diese Gesandtschaft aber nahm
einen unglücklichen Ausgang, denn als Johannes, der
als römischer Bischof damals in Constantinopel mit
ehrfürchtiger Feierlichkeit empfangen wurde, als er da-
selbst keinesweges dem Vertrauen Theoderichs, durch
aufrichtige Verwendung entsprach, als dieser letztere viel-
mehr erfuhr, daß man hinterlistig gegen ihn verfahren,
und daß die Römer diese Gesandtschaft dazu benutzen
wollten, mit dem byzantinifchen Kaiser zu verabreden,
wie sie sich der Herrschaft des arianischen Barbaren
Theoderich entziehen und wieder unter die seinige tre-
ten könnten, da wurde Theoderich hierüber so erbit-
tert, daß er auch seine bisherige Milde gegen die katho-
lischen Römer verließ, und zwei gelehrte Römer, die
vorher seine Freunde und Diener gewesen waren, Boe-
thius und Symmachus, denen er die Theilnahme an
diesen Dingen schuld gab, im Gefängniß tobten ließ.
»
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Extrahierte Personennamen: Anastasius König_Theoderich Johannes
Extrahierte Ortsnamen: Theoderichs Europa Italien Byzanz Constantinopel Constantinopel Theoderichs
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zum Christenthum bekannt und die heilige Taufe empfan-
gen hatte, folgten am Weihnachtsfeste desselben Jah-
res zehntaufend feiner Unterthanen feinem Beifpiele,
und auf diese Weise fand nun das Christenthum wieder
Eingang in England. Es verbreitete sich nun in den
nächsten Zeiten auch in die anderen der sieben König-
reiche, und wurde immer mehr herrfchend. Alfo durfte
sich Gregor der Große auch dessen rühmen, daß er der
christlichen Kirche ein neues Land hinzugefügt, und sie
bei feiner Sorge, sie zu reinigen, auch erweitert hatte.
Auch wie er in England, bei den neuen Einrichtungen
der dortigen kirchlichen Gebrauche es gestattete, daß die-
selben noch mit einem gewissen Glanz und mit sinnlicher
Anlockung für das rohe Volk verbunden wurden, so ist
er auch überhaupt der erste gewesen, welcher den christ-
' liehen Gottesdienst tu den Kirchen des Abendlandes mit
größerer Feierlichkeit und äußerlicher Pracht ausgestat-
tet hat. Er theilte die Geistlichen in Klassen und Ab-
stufungen, zeichnete sie mit dem geistlichen Schmuck aus,
ließ das feierliche Glockengeläute ertönen, und Orgel und
kunstreicher Kirchengefang wurden gebräuchlich. Nach
allen dem war Gregor der Große zu Ende des sechsten
christlichen Jahrhunderts wahrhaft ein Vater der abend-
ländischen Christenheit, undgenoß mit Recht alle Ehrfurcht
in diesen Ländern, auf welchen allen sein Blick mit Wohl-
gefallen hätte verweilen können, wäre nicht gerade in
diesen Zeiten das Frankenreich, obgleich es nun schon
am längsten der katholischen Kirche angehört hatte, ein
gar zu furchtbares Beispiel öffentlicher Verderbniß ge-
wesen. Dort war in der Mitte dieses Jahrhunderts
nach der Eroberung des Thüringer- und Burgunderreichs
die getheilte Herrschaft der vier Söhne Klodwigs wie-
der an einen einzigen gekommen, an Klotar von Soif-
sons, der von ihnen übrig geblieben war, der aber fein
Reich wieder unter vier Söhne theilte, die nun eben
nach seinem Tode in den letzten Zeiten des sechsten Jahr-
hunderts durch ihren Bruderzwist Frankreich zum Schau-
platz der blutigsten Begebenheiten machten. Vorzüglich
geschah dieß dadurch, daß sich die Könige von Köln
und Soissons mit zwei Prinzessinnen aus dem Westgo-
thenreiche vermählt hatten. Siegbert von Köln hatte
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Extrahierte Personennamen: Gregor_der_Große Gregor Gregor_der_Große Gregor Söhne_Klodwigs Siegbert_von_Köln
Extrahierte Ortsnamen: England England Frankenreich Frankreich Westgo-
201
dem Städtchen Hädeby, wo sich viele Dänen in der
Sley von ihm taufen ließen, die erste christliche Kirche
erbaut, und war auch nachher nach Schweden hinüber
gegangen, und hatte gelehrt und getauft, und hatte auch
dort die erste christliche Kirche in Virka gebaut, so^er-
nannte ihn der Pabst Nicolaus I. zum Erzbischof über
die neugegründete Kirche des Nordens, und sein erz-
bischöflicher Sitz war in Hamburg, von wo aus er für
das neue Christenthum im Norden gar eifrige Sorge
trug. Aber die wilden und raublustigen Normanner
wurden nicht nur durch ihre Othins-Priester gegen die
christliche Lehre, welche sie haßten, aufgereizt, sondern
weil ihnen durch diese Lehre geboten wurde, von ihren
Raubzügen abzulassen, so waren sie auch um so mehr
gegen dieselbe erbittert, und deshalb wurde es auch dem
heil. Ansgar unter ihnen überaus schwer. Ja schon in
den ersten Jahren seiner Bemühungen geschah es, daß nicht
uur in den Nordländern seine Kirchen zerstört und seine
Gemeinden zerstreut wurden, sondern ein anderer König
von Dänemark, Erich, überfiel mit einer großen Flotte
auch Hamburg, und zerstörte dieses Erzbisthum wieder,
so daß, als dort die Kirche und alles in Flammen auf-
ging, der heilige Ansgarius mit den Reliquien entfliehen
mußte, und nun gar nichts mehr hatte. Da schenkte
ihm eine fromme Wittwe in Ramslo bei Hamburg ein.
kleines Gütchen, auf welchem er wieder ein Kloster er-
baute, um sich in demselben noch Gehülfen zu erziehen,
und von hier aus sein heiliges Werk mit großer Stand-
haftigkeit von neuem zu beginnen. Das war im Jahr
818, also nach dem Tode des Kaisers Ludwig, und nach-
her war der deutsche König Ludwig dem heiligen Manne
so gewogen, daß er ihm das Erzbisthum Bremen gab.
Und wie er nun von hier aus die Kirche in Hamburg
wieder herstellte, und seine Glaubensbokschaft im Nor-
den von neuem anfing, so war er nun durch mancherlei
Umstände wieder glücklicher dabei, daß er dort seine
Kirchen wieder aufbauen und neue Gemeindeu sammeln
konnte, aber immerfort blieb der Haß der Normanner
gegen ihn, den sie den Vater der Christen nannten.
Und während dieser Zeit seiner Glaubensbotschaft im
Norden, bei welcher er eine Reihe von Jahren bis an
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Extrahierte Personennamen: Ansgar Erich Ludwig Ludwig Ludwig Ludwig
202
seinen Tod standhaft ausharrte, wurden die Normanner
immer mehr gegen die christlichen Lander des Südens
aufgeregt. Sie begannen nun ihre räuberifchen See-
zuge in weite Ferne zu richten, und gleichfam aus der
bisherigen Dunkelheit des Nordens hervortretend, war-
fen sie sich nach drei verfchiedenen Richtungen hin auf
andere Gegenden Europas, wo sie gar merkwürdige
Vorgänge veranlaßten, wie es nun weiter zu erzählen ist.
Einfälle der Normannen in die christlichen Länder des Südens. Karl
der Drcke. Gründung der Normandie in Frankreich unter Karl dem
Einfältigen. Gorm der Alte in Dänemark.
§ 6. Am meisten waren sie gegen die Franken
erbittert, von denen das Christenthum zu ihnen ge-
kommen war, und gegen welche sie von heftigem
Nationalhaß entbrannt wurden. Unablaßig erfchienen
daher ihre Schaaren an den Küsten von Deutschland
und Frankreich, welche sie plünderten und verheerten.
Auf langen Fahrzeugen, mit denen sie schnell segeln und
in die Flußmündungen einlaufen konnten, kamen sie all-
jährlich zum Schrecken der Einwohner, die bei dem Ver-
fall der karolingischen Herrschaft keinen Schutz gegen
sie fanden. Auf dem Rhein, auf der Seine und Loire
schifften sie tief in das Land herein und verübten vor-
züglich in den französischen Städten, die an den Flüssen
lagen, wie in Paris und Nantes, schreckliche Gewaltthä-
tigkeiten. Ihren Haß gegen das Christenthum erkannte
man am meisten daran, daß sie sich vorzüglich auf Klö-
ster und Kirchen warfen; wenn sie mit unwiderstehlicher
Schnelligkeit eingedrungen waren, und die geistlichen
Personen, die nicht entfliehen konnten, ermordet hatten,
dann waren sie nicht damit zufrieden, die heiligen Ge-
fäße und andere Kostbarkeiten der Kirchen auf ihre Schiffe
zu bringen, sondern sie fetzten auch die heiligen Gebäude
selbst in Brand, um sie zu vernichten. Und nicht lange
beschränkten sie sich hiermit nur auf die an der Ost-
und Nordsee gelegenen Länder des Frankenreichs, son-
dern indem sie mit wachsender Kühnheit auch auf das
atlantische Meer hinausfegelten, und bis in das mittel-
ländische vordrangen, wurden sie eine Plage für den
ganzen Süden, und Portugal und Spanien, und sogar
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Extrahierte Personennamen: Karl Karl
Extrahierte Ortsnamen: Europas Frankreich Dänemark Deutschland Frankreich Rhein Paris Nantes Nordsee Frankenreichs Portugal Spanien
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ersten Hälfte des dreizehnten Jahrhunderts am glorreich-
sten der fünfte Kreuzzug, welchen Kaiser Friedrich Ii.
unternahm, der Jerusalem von den Türken wieder ero-
berte und sich daselbst wieder zum König krönen ließ,
im I. 1228. Weil aber nach seiner Rückkehr Jerusa-
lem doch wieder verloren ging, so zog Ludwig Ix. in
der Mitte dieses Jahrhunderts, 1219, noch einmal in
das heilige Land, welches als sechster Kreuzzug angese-
hen werden kann, nach welchem, da Ludwig so unglück-
lich gewesen war, keiner mehr dahin unternommen wurde.
Nun kann man dazu auch den Fug rechnen, welchen er
nachher wieder gegen die Ungläubigen in Afrika unter-
nahm, und auf welchem erstarb, im 1.1270. Und auch
die Kriegszüge, welche damals innerhalb Frankreich selbst
gegen eine kirchliche Secte, die Albigenser, unternommen
wurde, so wie die Füge der Deutschritter gegen die heid-
nischen Preußen, sind, weil sie für den christlichen Glau-
den und für die Kirche unternommen wurden, als Kreuz-
züge anzusehen. — Denn bei diesen weiten kriegerischen
Unternehmungen war es immer die Hauptsache, daß sie
Kriege der Kirche waren, das heißt, daß sie für Yen
christlichen Glauben und unter der Leitung des römischen
Pabstes geführtwurden, wodurch denn aufsneue klar wird,
wie in diesen Feiten die Ausbildung der christlichen Kirche
so fortgeschritten war, daß das Oberhaupt derselben,
der römische Pabst, nicht nur über den Glauben aller
derjenigen, welche römisch-katholische Christen waren,
sondern auch über das äußere Leben >er Völker Gewalt
hatte. Und ob cs gleich wahr ist, daß der Zweck der
Kreuzzüge, die Gründung und Behauptung des König-
reichs Jerusalem im Morgenlande, wegen der großen
Entfernung nicht konnte erreicht werden, so sind doch
für die Völker im Abendlande mancherlei gute Folgen
daraus entstanden, weil sie auf diesen weiten Zügen in
die Ferne vieles gesehen und gelernt haben, was sie dann
zur Verbesserung ihres Lebens anwandten. Sie erhielten
dadurch gleichsam einen neuen Sinn, welcher sich unter
ihnen immer mehr belebte und ausbreitete, so daß von
jetzt an, vorzüglich im Westen Europas, das ganze Leben
anders wurde, als es vorher gewesen war.
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Extrahierte Personennamen: Friedrich_Ii Friedrich Ludwig_Ix Ludwig Ludwig_so_unglück- Ludwig Pabst
Extrahierte Ortsnamen: Jerusalem Afrika Frankreich Jerusalem Morgenlande Europas
dere Bemühungen dieser Art geschehen, und zu Anfang
des jetzigen dreizehnten Jahrhunderts war dort ein neuer
Missionair für die heilige Cache thätig, der Bischof
Christian, welcher aus Pommern dahin gekommen, und
von dem Pabste schon zum Bischof über das neu zu be-
kehrende Land ernannt worden war. Und mit ihm ver-
einigte sich in seinen frommen Bemühungen der Herzog
Konrad von Massovien, welches Herzogthum ein Neben-
theil des Königreichs Polen war. Vorzüglich durch diese
beiden Männer wurde es bewirkt, daß die Ritter des
deutschen Hauses, ein Orden, der sich bei den Kreuzzü-
gen im heiligen Lande gebildet hatte, und die jetzt nach
Europa zurückkamen, daß sie auf Veranlassung des Pab-
stes nach Preußen zogen, im 1.1226, und weil sie nach
ihrem Gelübde mit dem Schwerdt für den Glauben
fechten sollten, einen langen Krieg gegen die hartnäcki-
gen Preußen begannen, zu welchem auch viele andere
Ritter und Fürsten aus Deutschland herbeizogen, wie
auch der König Ottokar von Böhmen, welcher dort im
I. 1255 eine Burg anlegte, aus welcher die Stadt Kö-
nigsberg erwachsen ist. Dieser große Kampf des ein-
dringenden Chrlstenthums gegen das alte hartnäckige
Heidenthum der alten Preußen dauerte einen großen Theil
des Jahrhunderts hindurch bis zum I. 1283, wo nun
die Preußen völlig unterworfen und zum Christenthum
gezwungen waren. Die Herrschaft über das Land er-
hielten nun, nach des Pabstes Anordnung, die deutschen
Ritter, deren Heermeister es mit ihnen gemeinsam be-
herrschte, und dabei waren in diesen Zeiten so viele
Deutsche nach Preußen gekommen, hatten sich dort an-
gesiedelt und hatten Städte gebaut, daß die alte preußi-
sche Landessprache ganz erlosch, und daß Preußen mit
dem Uebergang zum Christenthum auch ein deutsches
Land wurde. — Und während sich nun auf solche Weise
die christlich-deutsche Bildung in den Ländern der Ostsee
ausbreitete und festsetzte, so erlitten denn die drei groß-
ßen Ostländer, Polen, Ungarn und Preußen ein trauriges
Schicksal durch den Einfall der Mongolen, mit welchem
es folgenderweise herging. In Asien, in den Gegenden
um den Aralsee her, hatte sich im Laufe des vorigen
zwölften Jahrhunderts wieder dieses große Volk der
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Extrahierte Personennamen: Christian Konrad_von_Massovien Konrad Ottokar_von_Böhmen Ottokar
Extrahierte Ortsnamen: Pommern Polen Europa Deutschland Christenthum Christenthum Polen Ungarn Asien